Partnersuche online? Oder klassisch traditionell!

Partnersuche online? Oder klassisch traditionell!

Wenn ältere Generationen davon erzählen, wie sie sich damals kennengelernt haben, fallen dabei wohl in den wenigsten Fällen Worte wie „Internet“ oder „Dating-Portal“. Ganz anders sieht das heute aus: Immer öfter greifen Singles bei der Suche nach dem Traumpartner auf Online-Angebote zurück. Doch kann man sich überhaupt noch auf traditionellem Weg verlieben?

Mit nur einem Mausklick kommt man heute seinem Traumpartner bereits einen großen Schritt näher. Dazu muss man keinen Fuß vor die Tür setzen, geschweige denn direkt auf jemanden zugehen. Das macht Online-Dating bei vielen Singles so beliebt: Zu jeder Tages- und Nachtzeit, egal ob im sexy Mini oder in bequemer Jogginghose, kann man potentielle Partner kennenlernen.  Dabei sind die Möglichkeiten beinahe unbegrenzt. Wer nicht die Erwartungen erfüllt, wird weggeklickt. Lässt sich kein Partner in der Nähe finden, wird der Radius erweitert. Spuckt das Dating-Portal niemand Passendes aus, sucht man auf einer anderen Singlebörse weiter. Und dennoch: Nie gab es so viele Singles wie heute. Finden Paare jenseits des Internets überhaupt noch zueinander?

Traditionelle Partnersuche

Vor 25 Jahren stand Online-Dating noch nicht zur Debatte. Zwar gab es damals schon Partnervermittlungen, allerdings musste man sich persönlich treffen, um sich kennenzulernen. Die Beziehungsexpertin Christa Appelt erinnert sich: „Es wurde geflirtet, gelacht, getanzt, kommuniziert. Die Frauen ließen sich erobern und die Männer konnten jagen!“

Bis heute setzt sich die traditionelle Partnersuche aber durch. Laut Appelt finden immerhin noch 60 Prozent der Menschen ihren Partner im realen Leben. Das geschieht meist über den Freundes- und Bekanntenkreis, den Arbeitsplatz und bei Kneipenbesuchen. Doch auch beispielsweise Veranstaltungen, Kurztrips, Anfängerkochkurse oder der Besuch eines Cafés können gute Anlaufstellen sein. Bei der Partnersuche lohnt es sich also aktiv und unternehmenslustig zu sein. Nicht minder von Bedeutung ist es aber, sich überhaupt bereit für neue Bekanntschaften und eine neue Liebe zu fühlen. Erhöhte Chancen auf das große Glück haben zudem laut Appelt diejenigen, die sich nicht ausschließlich auf Äußerlichkeiten fixieren.

Risiken und Nebenwirkungen beim Online-Dating

Was für Appelt die Erfolgschancen auf die große Liebe erhöht, kommt beim Online-Dating kaum bis gar nicht zum Einsatz. Durch das große Angebot wird sogar das gefördert, was bei der Partnersuche eigentlich fehl am Platz ist: Oberflächlichkeit, Unverbindlichkeit, Emotionslosigkeit und Schnelllebigkeit. Zu jeder Zeit bietet das Internet die Möglichkeit, ganz den persönlichen Vorstellungen entsprechende Kontakte zu finden. Die Folge ist eine eintretende Routine, wodurch immer schneller Kontakte geknüpft werden und Äußerlichkeiten an Priorität gewinnen. Dadurch sinkt laut dem Soziologe Kai Dröge auch die Wahrscheinlichkeit, online den Partner fürs Leben zu finden. Die enorme Auswahl auf Dating-Portalen verleitet zu einer nicht enden wollenden Dauersuche.

Für echte Gefühle und Werte wie Romantik scheint da kein Platz zu sein. Dazu fehlt oft schlicht das Engagement. Christa Appelt fasst es folgendermaßen zusammen: „Heute jagen die Männer durchs Internet und verlieren die Fähigkeit, eine Frau zu erobern. Frauen wollen cool sein und machen es den Männern viel zu leicht.“ Keine Spur mehr vom Erobern und Erobert werden, wie es vor einigen Jahren noch üblich war? Doch wer ist überhaupt noch mit vollem Herzen dabei? Jüngere Singles jedenfalls suchen über Dating-Apps, wie zum Beispiel Tinder, in erster Linie ein unverbindliches Abenteuer.

Das Alter bestimmt Verlierer und Gewinner

Insbesondere Menschen unter Dreißig haben oft beste Voraussetzungen, bei der traditionellen Partnersuche erfolgreich zu sein: Sie haben einen Freundeskreis, sind meist aktiv und unternehmenslustig. Auch der Besuch einer Hochschule kann die Chancen, einen passenden Partner zu finden, erhöhen. Dort trifft man schnell auf Menschen, die eine ähnliche Grundlage haben. Und doch lernt laut einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach jeder zehnte Single unter Dreißig seinen Partner über Facebook kennen. Bei den Überdreißigjährigen sind das schon deutlich weniger: gerade einmal jeweils zwei Prozent begegnen ihrem Partner auf Singlebörsen und Netzwerken.

Single-Männer und -Frauen fortgeschrittenen Alters riskieren beim Online-Dating sogar eine Enttäuschung. Laut der Beziehungsexpertin Christa Appelt trifft das besonders auf Frauen über Fünfzig zu. Männer, die ihrer Altersklasse entsprechen würden, haben nämlich überwiegend Interesse an jüngeren Frauen. Doch eben das wird älteren Männern häufig zum Verhängnis: Oft müssen sie enttäuscht feststellen, dass  üngere Frauen sich selten für sie per se interessieren, sondern viel mehr für ihr Aussehen, ihren Status oder ihr Geld.

Keine Garantie

Egal ob traditionelle- oder Online-Partnersuche: Weder der eine noch der andere Weg ist eine Garantie für eine glückliche und dauerhafte Beziehung. Doch tatsächlich scheinen Menschen in der Zeit des Internets nicht mehr so bereitwillig, an einer Partnerschaft zu arbeiten. Früher galt das noch als selbstverständlich. Das große, stetige Online-Angebot verleitet dazu, sich schnell nach jemand „Besseren“ umzuschauen. Doch das allein ist wohl kaum für die Kurzlebigkeit heutiger Partnerschaften verantwortlich. Appelt sagt dazu: „In der Realität ist das Verhalten meines Partners lediglich der Spiegel meiner selbst“. Wer also nicht bereit ist, an sich selbst und damit auch an seiner Partnerschaft zu arbeiten, wird wohl noch lange auf das große Glück warten müssen.

 

Bildrechtenachweis: © Keng Mikey Merry Paperart – shutterstock

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